Geschichte des Vereinsheimes
Quelle: Chronik KGV "Pfingstberg" e.V. vom 01.04.2001
In den 1950er-Jahren war zur Gewährleistung eines geregelten Spartenlebens der Bau eines Kulturheimes dringend notwendig geworden, zumal die Mitgliederversammlungen bisher unter freiem Himmel durchgeführt werden mussten. Tische und Stühle brachten die Gartenfreunde selbst mit. Im Winter fanden die Versammlungen in den Lokalen „Obelisk“ (Schopenhauerstraße) und „1000jährige Eibe“ (Eisenhartstraße) statt. Nachdem der damalige Spartenvorsitzende Fritz Walter bereits im Jahre 1948 entsprechend allgemeiner Zustimmung erneut die Frage des Kulturheimes aufgeworfen hatte, begannen dazu Anfang 1952 die ersten Vorarbeiten. In gemeinsamer Arbeit und Mittelbeschaffung entstand so ein gemeinsames Kulturheim der Sparten „Pfingstberg“ und „Bergauf“. Beide Sparten sollten zu gleichen Rechten und Pflichten am Bau und der Leitung des Kulturheimes beteiligt sein.
Die finanziellen Mittel zum Bau des ersten Kulturheimes mit Wasserleitung, Kinderkarussell (545,00 Mark) und Inventarien (4.850,00 Mark) wurden aus eigenen Kräften aufgebracht. So zahlte jeder Gartenfreund einen zinslosen Kredit in Höhe von 5,00 Mark. Anfang 1952 wurde mit dem Bau begonnen, dazu durften mit Genehmigung des Rates der Stadt Potsdam Trümmersteine aus dem alten Stadtkanal geborgen werden. Die Bausubstanz bestand aus Abbruchziegeln, Rohrleitungen aus der Demontage vom Flugplatz Staaken und Metallpfeilern aus Pferdeställen. Gartenfreunde halfen bei der Beschaffung von Balken, Brettern, Fensterrahmen und Türen. Gartenfreund Gallas schaffte mit seinem Traktor die Baumaterialien heran, die oft nachts ausgeladen werden mussten. Die Gartenfreunde und ihre Angehörigen leisteten insgesamt 12 000 NAW-Stunden (Nationales Aufbauwerk).
Nach nahezu zweieinhalbjähriger Bauzeit konnte am 09. Mai 1954 das Kulturheim Pfingstberg/Bergauf an der Nedlitzer Straße/Schwarzer Weg durch Oberbürgermeister Promnitz eingeweiht werden. Im Namen von über 350 Parzellenpächtern der Sparten „Pfingstberg“ und „Bergauf“ wurde dem damaligen Rat der Stadt Potsdam eine Mappe mit einer Auswahl von Bildern ihres in Gemeinschaftsarbeit errichteten Heimes überreicht. Zehn bewährte Mitglieder wurden vom Rat der Stadt mit der Ehrennadel des „Nationalen Aufbauwerkes des Bezirkes Potsdam“ in Silber bzw. Gold ausgezeichnet. Es waren die Gartenfreunde Brinkmann, Gott, Krischker, Reschke, Switalla, Walter, Wegner, Welzer, Haselow und Ehm. Mit der Einweihung verbunden war ein Frühlingsfest, auf dem 700 Gartenfreunde, Einwohner und Bewohner des Feierabendheimes „Pfingstberg“ anwesend waren, und das vom Wohnbezirk 12 a der Nationalen Front sowie von der Stadtverordneten Mekin unterstützt wurde.
Im Juli 1954 konnte dann das erste gemeinsame Sommerfest beider Sparten unter einem Dach gefeiert werden (der Gastraum war anfangs zur Straße hin offen). In echter Gemeinschaftsarbeit war mit eigenen Mitteln ein Kulturheim erbaut worden, das auch gemeinsam verwaltet wurde. Damit war eine wichtige Grundlage für die weitere Entwicklung des geistig-kulturellen Gemeinschaftslebens in den beiden Sparten geschaffen worden.
Die bisherige Zusammenarbeit mit der Sparte „Bergauf“ wurde allerdings bald beeinträchtigt. Zwischen 1954 und 1956 kam es zu Streitigkeiten um die Nutzung und Verwaltung des Kulturheimes zwischen den Vorständen. Die Kantine war zuerst von einem Pächter der Sparte „Bergauf“ geführt worden. Bald aber führten finanzielle und personelle Problemen dazu, dass sich im Jahre 1957 die Sparte „Bergauf“ von weiterer Verantwortlichkeit für das Kulturheim loslöste. Der langjährige Gartenfreund Switalla beschreibt diesen Auflösungsprozess aus eigenem Erleben wie folgt:
„Durch die unordentliche Arbeitsweise, Unterschlagungen und Manko der damaligen Beauftragten und Pächter der Kantine sowie Gerichtskosten traten hohe Verluste auf. Dazu kam die „Republikflucht“ des Kassenleiters mit 2.500,00 Mark. Durch fachkundige Aufzeichnungen, Umsatz, Gewinn und langjährigen Ermittlungen sowie Erstellung einer Kartei sämtlicher Mitglieder durch die Gartenfreundin Switalla konnte erstmals dem damaligen Vorstand über die Verpflichtungen sowie Außenstände des Kulturheimes ein Überblick gegeben werden. Nach Trennung des Kulturheimes von der Kleingartensparte „Bergauf“ und Übernahme durch uns sowie der beantragten teilweisen Tilgung der Steuerschulden durch den Rat der Stadt ging es dann in den Jahren 1957/58 in unserem Kulturheim aufwärts. Die ehrenamtliche Funktion des Kassenleiters bekleidete die Gartenfreundin Switalla dann noch mehr als 7 Jahre. 1961 wurde das Kulturheim mit einem Pachtzins von monatlich 125,00 Mark an den Gartenfreund Fuchs verpachtet“.
Unter Leitung der Kleingartenorganisation und der Stadtverwaltung Potsdam wurde unter einem Vergleich von 1.500,00 Mark das Kulturheim dem Verein „Pfingstberg“ zugeschrieben, der damit alle finanziellen Verbindlichkeiten übernehmen musste.
Der Auflösungsprozess der gemeinschaftlichen Verwaltung des Kulturheimes ist aktenkundig im Stadtarchiv wie folgt belegt:
„Dem Antrage und Wunsch beider Mitgliederversammlungen „Pfingstberg“ am 28.04.1956 und „Bergauf“ vom 04.05.1956 eine Vermögenstrennung durchzuführen, wird zugestimmt.“
Ein entsprechender Vertrag vom 22.10.1956 legte dann folgende Regelung fest: „Mit Wirkung vom 01.10.1956 wird das bisherige Vermögen der Kleingartengruppen „Pfingstberg“ und „Bergauf“ einer Teilung unterzogen. Ab 01.10.1956 ist somit die Kleingartengruppe „Pfingstberg“ alleiniger Eigentümer des Kulturhauses einschließlich der beweglichen Gegenstände auf dem Kulturplatz..(siehe Anlage) Festlegungen: Die Kleingartengruppe „Pfingstberg“ verpflichtet sich, als Abfindung der Kleingartengruppe „Bergauf“ 1.500,00 Mark auszuzahlen. Die Kleingartengruppe „Pfingstberg“ übernimmt das auf dem Kulturhaus ruhende Darlehn von Frau Krause in Höhe von 1.500,00 Mark sowie alle zurückliegenden Verbindlichkeiten in allein- und selbstschuldnerischer Haftung.“
Nachdem zunächst Frau Rublack und später Gartenfreund Erwin Fuchs die Geschäfte übernahm, begann wieder ein allmählicher Aufstieg des Kulturheimes, auch wenn laufend ein hoher Schuldbetrag abgetragen werden musste. Eine Summe von nahezu 3.800,00 Mark wurde 1963 und eine Steuerschuld in Höhe von 1458,18 Mark aus den Jahren 1957/58 wurde im Dezember 1972 schließlich vom Rat der Stadt Potsdam getilgt. (Quelle: Jubiläumszeitung 50 Jahre Kleingartensparte „Pfingstberg“, S. 7/8)
Seit Mitte der 1970er-Jahre wurde das Kulturheim zunehmend Anziehungspunkt auch für Bürger des Wohnbezirks durch die verschiedensten Veranstaltungen einschließlich von Brigadefeiern von Arbeitskollektiven, sowie für Disco-Veranstaltungen der Jugendlichen des Wohngebiets.
Die Bausubstanz und die Anforderungen an das Spartenheim erforderten in den 80er Jahren einen Neubau. Da von staatlicher Seite für einen Neubau keine Zustimmung gegeben wurde erfolgte dieser unter dem Aspekt einer Rekonstruktion.
Die Vorbereitung und Durchführung dieser Rekonstruktion stand in voller Verantwortung des Vorsitzenden P. Winkler. Sie wurde im Zeitraum vom 03.05.1984 bis 05.04.1985 durchgeführt.
Zur finanziellen Sicherstellung der Rekonstruktion standen 19.000 Mark der DDR aus dem Guthaben der Sparte zur Verfügung. Weiterhin wurde auf das Vertrauen des Bewirtschafters des Spartenheims Gartenfreund Baudach gesetzt, dass er durch seine Arbeit im laufenden Jahr die entsprechenden Gewinne erwirtschaftet, um weitere Geldmittel für den Umbau zur Verfügung zu haben. Es war nicht vorgesehen, die Mitglieder der Sparte durch Umlagen zu belasten. Eine zeitweilige Zahlungsunfähigkeit der Sparte bezüglich der Baumaßnahmen wurde mit der Bereitstellung eines zinslosen Privatkredites durch Gartenfreund Winkler überwunden. Für jede geleistete Stunde wurde eine Vergütung von 5 Mark der DDR, für Spezialleistungen 10 Mark gezahlt.
Die Bausumme insgesamt betrug: 89.760 Mark, davon für Baumaterialien 42.870 Mark und für Arbeitsleistungen 46.890 Mark.
In Vorbereitung der vorgesehenen Baumaßnahme wurde 1983 auf der Parzelle 29 ein Gebäude für ein Materiallager, eine Werkstatt sowie ein Vorstandszimmer errichtet. Letzteres stellte unter den bestehenden Verhältnissen eine wesentliche Verbesserung der Arbeitsverhältnisse für den Vorstand dar. Im Materiallager lagerte die eiserne Reserve, die aus den Betrieben erworben werden konnte. Die Materialversorgung war eines der schwierigsten Aufgaben. Die erforderlichen Bilanzanteile für die notwendige Anzahl an Kalksandsteinen erhielten wir vom Kreisverband. Die Baustoffversorgung erteilte die Bilanz für die Dachbinder. Alle anderen notwendigen Materialien wurden über Beziehungen bzw. Umlagerungen aus den Betrieben beschafft.
Pünktlich am 03.05.1984 wurde mit dem Abriss des alten Spartenheimes begonnen, obwohl am 02.05. der Gartenfreund Manfred Lange noch seine Silberne Hochzeit darin gefeiert hat. Während der Abrissarbeiten, die nur in den Abendstunden erfolgten, wurde die Theke und ein Bierkeller im Bereich des Spartenheimgeländes eingerichtet, um die Versorgung und Betreuung aufrechtzuerhalten. Es wurde ein 5x5 m Zelt mit Beheizung aufgebaut, damit kein Verlust bei den finanziellen Einnahmen, die bekanntlich schon verplant waren, entsteht. Nach dem Abriss und Abtransport der Baumaterialien des alten Spartenheimes erfolgte der Rohbau durch eine Feierabendbrigade von Jung- Ingenieuren unter der Leitung von Gartenfreund U. Rieger entsprechend einem vorher vereinbarten Festpreis. Der Dachstuhl einschließlich der Ringanker wurde in Eigenleistung errichtet. Die schwierigste Phase war der Ausbau des Spartenheimes. Dazu gehörten:
- Fenster und Türen durch Handwerker des Zentralinstituts f. Ernährung für 10,00 M die Std. einzubauen,
- Installation der Elektroanlage ebenfalls durch Handwerker des Zentralinstituts f. Ernährung mit Material aus diesem Betrieb,
- Fliesenarbeiten durch den Gartenfreund Schmidt nach vereinbartem Festpreis,
- Ausrüstung der Küche u. a. mit einem Elektroherd vom ZfE, der wertgemindert durch Gartenfreund Winkler beschafft wurde,
- Heizungs- und Sanitärinstallation durch Umsetzung des Heizkessels und Neuinstallation der Heizungs-, Wasser- und Sanitäranlagen
- die Unterkonstruktion sowie sämtliche Holz- und Deckenarbeiten erfolgten in unsagbarer Kleinarbeit,
- durch Feierabendbrigaden erfolgten der Außenputz sowie die Plattenverlegung gemäß vereinbarten Festpreis.
Für die Bestuhlung des Spartenheimes erhielt die Sparte von der PGH „Schädlingsbekämpfung“ aus deren Reservefond eine Spende in Höhe von 10.000 Mark. Die Übergabe des rekonstruierten Spartenheimes war ein Höhepunkt unserer Sparte. So konnten wir Vertreter des Kleingartenverbandes, des Rates des Bezirkes und der Stadtverwaltung begrüßen. Verdienstvolle Gartenfreunde, die während der Rekonstruktion ständig vor Ort waren, wurden als „Aktivist der sozialistischen Arbeit", verbunden mit einer Geldprämie, ausgezeichnet. Zu ihnen gehörten u. a.: D. Vogel und F. Adamzik. An den Arbeiten zur Rekonstruktion und deren finanziellen und materiellen Sicherstellung hat sich eine Vielzahl von Gartenfreunden beteiligt.
Anfang der 90er Jahre musste das zur bisherigen Sparte gehörende Kulturheim bezüglich der Bewirtschaftung aus der Verantwortung des jetzigen Vereins bzw. dessen Vorstandes herausgelöst und an den Pächter übertragen werden. Dies war erforderlich, da nach den neuen gesetzlichen Regelungen ein Verein keine Einrichtung mit Einnahmen betreiben darf, weil ansonsten seine Gemeinnützigkeit aufgehoben würde.