Japanische Zierkirsche am Pfingstberg

In Potsdams größter Kleingartensparte gestaltete Takehiko Hirose einen Garten zum Gedenken an seinen Vater

von Von Erhart Hohenstein, Quelle: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 08.03.2004, http://www.pnn.de/potsdam/99990/ 

 

In Potsdams größter Kleingartensparte gestaltete Takehiko Hirose einen Garten zum Gedenken an seinen Vater Von Erhart Hohenstein Nauener Vorstadt. Von einer nur halb mannshohen steinernen Laterne, in der sommers Vögel nisten, wird der Besucher auf dem Vorplatz des Kleingartenvereins Am Pfingstberg begrüßt. Sie steht in einem Gärtchen mit hoch aufragendem Bambus, japanischer Zierkirsche und anderen exotischen Pflanzen, einem Brücken überspannten Teich, einem kindlichen Buddha, Symbol des immer wiederkehrenden Lebens, einer Schnecke, die für Fruchtbarkeit und Ruhe steht, ungewöhnlich geformten Steinen, einem Igel mit Weinflasche für fröhliches Feiern.

Wie gelangt ein solcher japanischer Garten, in dem jedes Element eine symbolische Bedeutung besitzt, in eine Potsdamer Kleingartenanlage? Jährlich einmal kann der Vereinsvorsitzende Udo Weberchen den Spender begrüßen. Takehiko Hirose, seinerzeit in Potsdam tätig, legte das Gärtchen zum Gedenken an seinen 1995 bei einem Erdbeben in Kobe zu Tode gekommenen Vater an. Zuvor hatte er sich bereits an einer Aktion des japanischen Fernsehens beteiligt, fernöstliche Kirschbäume für die Bepflanzung des einstigen Mauerstreifens zur Verfügung zu stellen. Die Pfingstberg-Gärtner haben die Geste des jungen Japaners als symbolische Unterstützung in einer Zeit empfunden, als überbordende Bebauungspläne aus dem Stadthaus auch ihre Anlage gefährdeten. „Japaner nutzen jede Fläche an ihrer Wohnung, und seien es nur drei Quadratmeter, um einen Garten zu gestalten“, sagt Weberchen anerkennend.

Inzwischen ist der „Potsdamer Kleingartenkrieg“ beendet, unter den der traditionelle „Politische Frühschoppen“ im Vorjahr wohl endgültig den Schlusspunkt setzte. Oberbürgermeister Jann Jakobs sagte damals den Erhalt der Anlagen und einen, inzwischen abgeschlossenen, Generalpachtvertrag mit dem Kreisverband der Garten- und Siedlerfreunde zu. Dieser Frühschoppen fand nicht von ungefähr am Pfingstberg statt, denn der mit 243 Parzellen größte Potsdamer Kleingartenverein feierte 2003 sein 80-jähriges Bestehen.

Der Magistrat hatte 1923 auf von ihm gekauften Land die Anlage von Kleingärten ermöglicht, auch um die Ernährungslage in der Inflationszeit zu verbessern. Solche Sorgen haben die Vereinsmitglieder längst nicht mehr, und die DDR-Parole „Nur ein produktiver Garten ist ein schöner Garten“ ist Schnee von gestern. Die Erholung steht an erster Stelle, und so muss der Vorstand schon darauf achten, dass der nach wie vor durchs Gesetz vorgeschriebene Anteil an Gemüse- und Obstanbau eingehalten wird. Außerdem sollen alle Gärten gepflegt aussehen, das gebietet schon die Nähe zum wiederhergestellten Belvedere auf dem Pfingstberg, an dessen Besuch zahlreiche Touristen einen Gang durch die Kleingartenanlagen anschließen und in die Vereinsgaststätte „Zum Laubenpieper“ einkehren.

Zum Pfingstbergschloss hat Udo Weberchen eine besondere Beziehung. Seine Großmutter Bertha Schneider, die sich mit ihrem Mann 1923 als eine der ersten um eine Parzelle bewarb, war bis 1964 die letzte Kastellanin des Schlosses. Oft spielte ihr Enkel in den Gemäuern, die immer mehr verfielen. Für ihn war es deshalb eine besondere Genugtuung, als der Förderverein unter Wieland Eschenburg das Belvedere rettete und seine Restaurierung in die Wege leitete. Auch deshalb ist es sein Ehrgeiz, dass die Kleingartenanlage eine harmonische Ergänzung für Pfingstbergpark und -schloss darstellt.

 

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